Wallenstein vedisch-tropisch

Ich knüpfe an das am 10.05.2020 Geschriebene an (siehe dort, Thema „Aspekte indisch“). – Vedische Astrologie tropisch – „Ist das legitim?“ Nun, wie schon gesagt, nicht wenige vedische Astrologen tun dies, sie folgen Ernst Wilhelm, der auf die Quellenlage verweist, derzufolge in Indien urspünglich der tropische Tierkreis Verwendung fand. Das bedeutet nun aber nicht die definitive Abkehr vom siderischen Tierkreis. Dieser aber findet Anwendung nur dort, wo es um die Stellung der Planeten und des ACs in den Mondhäusern, den Nakshatras geht. Auch die wichtigste der planetaren Zeitrhythmen, die Vimshottari Dasas, bleiben erhalten (sie basieren auf den Nakshatras).

Das Horoskop Wallensteins hat nicht nur unter Astrologen Bekanntheit erlangt, auch die Biographen des berühmtesten Feldherrns des Dreißigjährigen Krieges pflegen darauf ausführlich einzugehen. Die Deutung des Wallenstein-Horoskops wurde auch deswegen so bekannt, weil kein Geringerer als Kepler sie niedergeschrieben hat (dies gleich zweimal).

Hier nun das Horoskop Wallensteins, in indisch-klassischer Weise (Ganzzeichenhäuser), ohne Transsaturnier, aber tropisch berechnet.

Eine ausführliche Deutung kann hier nicht erfolgen, es bleibt bei einigen Hinweisen auf das Augenfälligste.

„Er liebt es, bewusst oder nicht, mit kollektiven sozialen oder okkulten Kräften umzugehen, und er muss definitive materielle Ergebnisse sehen, wenn er zufrieden sein soll….“ Dies schreibt Dane Rudhyar („Der Sonne/Mond-Zyklus“) über den Glückspunkt im Stier. In Teilen der klassischen Astrologie (vor allem der hellenistischen) gilt die Berücksichtigung des Glückspunktes als elementar für die Gesamtdeutung. Er kann dann als ergänzender AC genommen werden. Dies bedeutet hier, dass der Herrscher des zweiten Hauses (gesehen vom Glückspunkt), Merkur, im Domizil steht und zudem durch Jupiter aspektiert wird, der gleichfalls im Domizil steht, und dies im elften Haus (wiederum gesehen vom Glückspunkt). Das elfte Haus aber ist aus indisch-vedischer Sicht das Haus (u.a.) des Gewinnstrebens.

Schon diese knappe Sichtung des Horoskops zeigt einen wesentlichen Teil der Biographie Wallensteins auf, der seinen Reichtum mit dem und durch den Krieg machte, in dem er als selbständiger Unternehmer agierte. Den ersten Schritt zum Wohlstand aber bildete die Heirat mit einer älteren, sehr vermögenden Witwe. Auch hier gibt der Glückspunkt Auskunft: der Herrscher über den Glückspunkt, die Venus, steht von diesem aus gesehen in Haus sieben. Der Großteil des Vermögens Wallensteins war sein bedeutender Grundbesitz. Wieder gibt der Glückspunkt Auskunft: er steht im Erdzeichen Stier im vierten Haus („Grund und Boden“).

(Ein Hinweis auf das Thema „Exil“ – dort finden sich Mars und Venus in diesem Horoskop: Die indisch-vedische Astrologie kennt den Begriff des Exils nicht – und wo sie dennoch den Blick darauf wirft, sieht sie hier keine wirklich gravierende Schwächung. Oft ist es in diesem Fall so, dass die Umwelt des Betreffenden dessen Aspirationen nur wenig an Unterstützung gewährt, und nicht selten wirkt der Native abseits seiner Heimat – so auch bei Wallenstein. Im Übrigen: ein exilierter Planet aspektiert ja aus indischer Sicht mittels Opposition sein eigenes Zeichen und stärkt dieses dadurch.)

Das dritte Haus ist in der vedischen Perspektive bestimmt durch die Themen „Mut“, „Initiative“, – eben „Courage“ (die Courage eines Wallensteins hatte diejenige der Brechtschen „Mutter Courage“ zur Folge). Dort regiert Mars – und er findet sich im „Gunst verleihenden“ neunten Haus. Aber natürliche Übeltäter im neunten Haus können sich nachteilig auf das Ethos des Nativen auswirken. Die in schwindelnde Höhen führende Karriere Wallensteins aber verdankt sich wohl vor allem der gegenseitigen Rezeption der Regenten über Haus 9 und 10. (ein „Adipathi-Yoga – ein kraftvolles Raja (=König)-Yoga.

Mars ist „Atmakaraka“ – d.h. der Planet, der den höchsten Grad im Zeichen erreicht, das „Selbst“ repräsentierend – ein zugestanden unscharfer Begriff, aber er dürfte gebunden sein an die „höchsten“ Aspirationen des Nativen – im Falle Wallensteins eben das Militärische. – Zurück zum Thema „Exil“ – bezeichnend ist ja, dass es Wallenstein nach den Höhen und Tiefen der militärischen Karriere zurückzog ins inzwischen überaus opulente Heimische in Böhmen, bevor er dann, vom Kaiser gefordert, sich aufs Neue ins Kriegerische begab – letztlich zu seinem Unglück.

Der Mond ist laut Kepler hier „verworfen“ – gemeint ist wohl der Steinbock, aber in den GZH kommt hinzu die Stellung im zwölften Haus (bei Kepler, Häuser nach Regiomontanus-Manier, im elften). Aus vedischer Perspektive: der Mond im „Kemadruma“ – d.h. kein Planet in den beiden flankierenden Häusern, Rahu (=aufsteigender Mondknoten) zählt hier nicht. Ein Kemadruma-Mond hat in der Regel Probleme damit, sich einen Platz in den gewohnten sozialen „Netzwerken“ zu verschaffen. Folglich war Wallenstein ein Fremdling – geachtet, gefürchtet – aber nicht geliebt.

In der gesamten Zeit seiner militärischen Karriere regierte in den Vimshottari-Dasas Rahu, der nördliche Mondknoten. Er steht im elften Haus – dem der materiellen Gewinne, und dies war wohl das leitende Motiv im Leben Wallensteins („Der Krieg muss den Krieg ernähren“). Der Regent über den Mondknoten ist im zweiten Haus zu finden – auch hier der Hinweis auf den Drang zur Sicherung und Erweiterung des Eigenbestandes.

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