Astrologische Zuordnungen von Sprachen

Mancher unterliegt ja gelegentlich dem Zwang, „alles und jedes“ astrologisch „zuordnen“ zu müssen. Begreiflich – schließlich schult dies ja auch die Wahrnehmung. Schon in der Antike wurden Länder – besser vielleicht: Regionen astrologisch zugeordnet. Manches ist schon damals unterschiedlich gesehen worden, manches ist bis in die Gegenwart geblieben – so z.B. die Gleichung Germania/Deutschland=Widderland. Nicht selten aber wird dann manches vermischt was besser getrennt werden sollte. So ist die Sprache einer Region oft oder gar meist nicht dem Zeichen zuzuordnen, das gemeinhin als bestimmend für das Land gilt. Dieser Differenz nachzugehen, kann übers bloße Kategorisieren hinausgehen. Sprachen werden oft leichtfertig etikettiert: leicht-schwer, schön-unschön … dabei aber wird oft Sprache aufs bloße Phonologische, den Lautcharakter reduziert. „Französisch ist schön -Deutsch hässlich“ etc. – Deutsch ist nicht die Sprache des Widders (die traditionelle Landeszuordnung), sondern steht eindeutig unter der Regie des Steinbocks. Daher gerade die für das Ohr des Nichtdeutschen so prägnante, nicht selten unangenehme Härte des Deutschen – eine Härte, die im Mittelhochdeutschen gemildert war (man denke an die Dichtungen der Minnesänger), mit dem Ausklingen des Mittelalters dann aber zunehmend vernehmbarer wurde. Interessant ist es, einem Deutsch sprechenden Italiener zu hören. Auch wenn er das Deutsche gut beherrscht, wird es ihm (unbewusst) widerstreben, ein Wort mit einem harten Konsonant zu schließen – was ja für das Deutsche charakteristisch ist. Er, der Italiener, wird, kaum vernehmlich, eine leichte Vokalisierung vornehmen (die einen reizenden Akzent erbringen wird), die unangenehme Härte des Konsonanten vermeidend. Ähnlich auch das Französische: „Il pleure dans mon coeur comme il pleut sur la ville….“ Offenkundig haben die romanischen Sprachen, vor allem das Französische, eine lunare Färbung, die dem Deutschen abgeht – obwohl doch gerade den Deutschen die romantisch-lunare Gefühlsstimmung nachgesagt wird. Dabei ist Frankreich unstreitig das Land des Löwen – da herrscht ein klarer Konsens.

Was nun die „Verhärtung“ zum Konsonantischen angeht: Diese Entwickung hat sich in den anderen germanischen Sprachen, so z.B. im Niederländischen, im Dänischen oder im Schwedischen nur in verhaltenerer Weise durchgesetzt. Dies gilt auch für das Englische – auch hier tendiert die Sprache dahin, den Auslaut nach Möglichkeit zu „mildern“. England wird der Achse Steinbock-Krebs zugeordnet („My home is my castle.“). Die Sprache indessen, zur Weltsprache avanciert, scheint deutlich stärker von der Achse Zwillinge-Schütze geprägt zu sein. Im Gegensatz zum Deutschen sucht die englische Sprache das „Linking“, damit einen „Flow“ erzeugend, der dem Deutschen abgeht. Typisch ist der Drang zur Verbalisierung des Nomens – erkennbar u.a. im Gerund und in den Partizipialkonstruktionen. Es heißt ja, dass derjenige das Englische hinreichend beherrsche, der die Progressivformen in der richtigen Weise anwende. Der Zug in die Verbalisierung aber gibt dem Englischen einen entschieden dynamischen Impuls. Es wird erkennbar, wie es diesem Land möglich war, mit vergleichsweise geringen Mitteln ein weltumspannendes Imperium aufzubauen. – Das Deutsche dagegen tendiert hin zur „Sachlichkeit“, zur Konkretion, zur genauen Begrifflichkeit, dies verbunden mit dem Zug ins Nominale – der genaue Gegensatz zum Englischen also. Dementsprechend neigt das Deutsche dazu, das Verb nach hinten, oft gar ans Satzende zu verschieben – was das Erlernen der Sprache nicht eben erleichtert. Dass hier die Gefahr der „Verholzung“ – Steinbock – gegeben ist, ist vielfach beschrieben und auch beklagt worden. Die erwähnten Partizipialformen im Englischen haben einen dynamischen Charakter, im Deutschen einen „statischen“. Auch die berühmt-berüchtigten Schachtelsätze, die sich nicht nur im Amtsdeutsch finden, sind Ausdruck der (überzogenen) Nominalisierung.

Andererseits: kaum eine andere Sprache verfügt über einen solchen Reichtum der Wortbildung wie die deutsche, positiv gesehen Ausdruck des Drangs in die sprachliche Präzisierung (wiederum Steinbock!) – gemeint sind die berühmten Compositabildungen (deren Schattenseite indessen die Überlänge mancher Nomen ist). Und wohl nur wenige Sprachen sind, was die Möglichkeiten der Syntax angeht, so flexibel wie das – nur auf den ersten Blick – „steif-verhärtete“ Deutsch. Und es ist gewiss kein Zufall, dass etliche der bedeutenden Philosophen von Weltrang Deutsche bzw. Deutsch Schreibende waren: Kant, Fichte, Schelling. Hegel, Schopenhauer, Nietzsche, Wittgenstein, Heidegger…

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