Goethe – einmal lunar

Wie schon einmal erwähnt: Es nimmt die Zahl derer zu, die die vedische Astrologie auf der Basis des tropischen Tierkreises praktizieren. Das Für und Wider kann hier nicht einmal in Ansätzen aufgezeigt werden. Wer, aus der traditionellen Astrologie kommend, die Ganzzeichenhäuser verwendet, der hat da in Richtung „Vedische Astrologie, tropisch“ keinen allzu großen Schritt mehr zu tun. (Vedische Astrologie, tropisch: es bleibt der siderische Tierkreis erhalten für die Nakshatras, die 27 Mondhäuser .)

Wer sich auf die vedische Astrologie einlässt, der nimmt möglicherweise Anstoß an der dortigen Sicht des Mondes. Wenn ein Inder sagt, er sei (z.B.) Stier, dann bedeutet dies, dass sein Mond im Stier steht. Und es heißt, der Mond repräsentiere den „Geist“. Daran reibt sich so mancher – wieso der Mond und nicht die Sonne? Hier wäre zu klären, was unter „Geist“ zu verstehen ist. Da hilft das Englische weiter, denn dessen „mind“ kommt dem näher, was hier gemeint ist. Der Mond steht nicht „über“ der Sonne, diese ist das „Atman“, sie steht hoch über den „Niederungen“ des Daseins. Der Mond aber „organisiert“ die Abläufe und Rhythmen des Lebens – welches für den Einzelnen zunächst einmal ja in der Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Widrigkeiten des Lebens besteht.

So wird es einsichtig, dass der Blick des vedischen Astrologen immer auf den Mond fokussiert sein wird (nächst dem Aszendenten, manchmal gar noch diesem vorausgehend). Unter anderem wird sich der Blick auf den Bezug der anderen Planeten zum Mond richten – auch dann, wenn hier kein Aspekt vorliegt. So etwa ist von besonderem Belang, welche Planeten (sofern überhaupt) in den Nachbarzeichen des Mondes finden.

Hier das Horoskop Goethes – einmal indisch „reduziert“, ohne Transsaturnier, also traditionell-klassisch – tropisch und mit GZH (Ganzzeichenhäusern).

Mars regiert den AC, er steht im dritten Haus – indisch-vedisch gesehen „Kunst, Drama, Theater“. Dies ist deutlich gestärkt durch die gegenseitige Rezeption von Haus 1 / Saturn und Haus 3/ Mars. Haus 2 hat (wiederum aus vedischer) Sicht auch zu tun mit dem was der Mund „produziert“ – also mit den Worten, die dieser formt. Hier steht dessen Dispositor Jupiter günstig im „kreativen“ fünften Haus (auch das Haus der „höheren Bildung“!) und dort im Domizil. Ein Wort noch zum kühl-nüchternen Saturn im ersten Haus: der vedischen Aspektlehre zufolge aspektiert Saturn das dritte Haus von ihm aus gesehen (neben dem 7. und dem 10.) Dies aber bedeutet eine weitere starke Akzentuierung des Themas der künstlerischen Produktion. Interessant ist der Bezug Mond – Jupiter. Letzterer schätzt den Mond als „Freund“, dieser aber zeigt sich Jupiter gegenüber neutral-reserviert. Dementsprechend legte Goethe bei aller Wertschätzung von Schiller und Hegel immer eine fühlbare Distanz gegenüber jeder Form idealistischer Philosophie an den Tag.

Manches Genie bleibt lebenslang verkannt, lebt in kümmerlichen Verhältnissen. Dies war beim „Olympier“ Goethe zeitlebens nie der Fall. Mit Blick auf die öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzungr kann das zehnte Haus vom Mond aus gesehen nähere Hinweise geben: Das zehnte Haus („Bedeutung“, „Karriere“, „honores“ …) vom Mond Goethes ist das zweite (siehe den Hinweis auf das Thema „Sprache“ weiter oben). Dessen Regent steht im eigenen Zeichen – zudem im vierten von sich aus gesehen, also aus dieser Perspektive in einem starken Eckhaus. Hier wäre noch einiges mehr zu sagen – u.a. über die Stärke des Mondes, der hier als Vollmond deutlich Wirksamkeit entfalten kann.

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