Ich führe fort, was im Beitrag vom 22.05.2020 zum Thema „2022“ geschrieben wurde.
2022 wird sein ein Jahr der Fünf. Das Jahr der Fünf ist grundsätzlich ein Jahr, in dem sich eine Ordnung, eine Hierarchie, ein System, eine Struktur Gefährdungen ausgesetzt sieht. Jahre der Fünf: 1905, 1914, 1923, 1932, 1941, 1950… Zu beachten dabei ist, dass der Wirkungsraum hier jeweils (ca.) am 4. Februar einsetzt. D.h. die ersten Wochen eines Jahres unterliegen dem gleichen Einfluss wie die vergangenen Monate des kalendarischen Vorjahres. Dies bedeutet natürlich nicht etwa, dass ein in einem Jahr der Fünf Geborener ein „Gefährder“ wäre. Wohl aber ist in diesem Fall meist ein Sinn für die Fragilität von Ordnungen und Strukturen angelegt. Ein gutes Beispiel hier ist Bismarck (geboren im Fünferjahr 1815): Nach der Reichsgründung war sein ganzes Bemühen auf die Sicherung des europäischen Gleichgewichts gerichtet (siehe das Bismarcksche Bündnissystem). Auch die von ihm geschaffene Sozialordnung – die erste weltweit – wurde bestimmt von der Sorge um den Verlust der „Mitte“ aufgrund sozialistischer „Umtriebe“. Man findet unter „Fünfern“ nicht selten eine Anlage zum Kontrollzwang, der hier und dort auch eine kritische Grenze überschreiten kann.
Unnötig zu sagen, dass natürlich nicht jedes Fünferjahr eine Katastrophe mit sich bringt. Dennoch zeigt der Blick auf vergangene Jahre der Fünf, dass hier auffällig häufig eine Schieflage entsteht, die am Ende gar mit einem vollständigen Kontrollverlust einhergehen kann. Um zu den eingangs genannten Jahren zurückzukehren: 1905 war das Jahr der ersten russischen Revolution und des russisch-japanischen Kriegs. Beides hatte weitreichende Folgen für die internationale Ordnung. Ohne das Jahr 1905 (und die damit verbundene falsche Politik des Zaren) wäre es nicht zur Oktoberrevolution 12 Jahre später gekommen. 1905 war das Jahr der Malerei des Expressionismus, der auf seine Weise Umsturz bedeutete und der seinerseits auf die Brüchigkeit der bis dahin für sicher gehaltenen Ordnungen verwies. Und Einsteins erste Publikation zur Relativitätstheorie läutete in jenem Jahr das Ende des klassischen physikalischen Weltbildes ein. 1914 – der Ausbruch des I.Weltkrieges, der „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts. 1923: in Deutschland Höhepunkt der Inflation, die die junge Republik an den Rand des Scheiterns führte. 1932: die Republik im Zustand der Agonie – der Machtwechsel im Januar 1933 fiel noch in die Geltungsdauer dieses Fünferjahres. 1941: der bis dahin europäische Krieg weitet sich aus zum Weltkrieg. 1950: der Korea-Krieg erbringt den ersten Höhepunkt des Kalten Krieges, weltweit herrscht die Angst vor einem Krieg der Supermächte USA – UdSSR. 1959 – ein wenig spektakuläres Jahr, doch der Umsturz Fidel Castros in Kuba wird nur wenige Jahre später die Welt an den Rand eines Atomkrieges führen. 1968 – die weltweite Protestwelle der jungen Generation (u.a. Pariser Maiunruhen), 1977: der „deutsche Herbst“, 1986: Tschernobyl, mit weitreichenden Folgen, spezifisch für die Sowjetunion, deren Untergang durch die Nuklearkatastrophe eingeleitet wurde. 1995: das Massaker von Sebrenica – die noch wenige Jahre zuvor für so sicher gehaltene neue europäische Ordnung offenbart ihre Verwundbarkeit. 2004: mit dem schweren Tsunami im Dezember des Jahres erweist sich sich die Fragilität selbst überdimensionaler Räume, auch zeigt sich kollektiv die Gefahr, die von Störungen der ökologischen und klimatischen Ordnungen ausgeht. Das Jahr 2013 erscheint weniger dramatisch – doch auch hier zeigen sich Risse im globalen Gefüge: der „Arabische Frühling“ scheitert, der Konflikt in Syrien weitet sich zum Bürgerkrieg aus. Es ist das Jahr des Whistleblowers Snowden, und es ist das Jahr des Rücktritts eines Papstes inmitten der Krise seiner Kirche.
Das Jahr 2022 wird ein Jahr europäischer, wohl auch globaler Instabilitäten werden, da hier zwei wichtige Rhythmen konvergieren. Zum einen der u.a. von Rudolf Steiner mehrfach beschriebene 33er Rhythmus, welcher in der Geschichte unschwer nachzuweisen ist. Zwischen dem Berliner Mauerfall und dam Jahr 2022 liegen 33 Jahre. Gehen wir von 1989 33 Jahre zurück, so gelangen wir in das Krisenjahr 1956: das Jahr der Suez-Krise (welches das definitive Ende des britischen Empires erzwang), gleichzeitig kam es zu dem vom sowjetischen Militär niedergeschlagenen Ungarnaufstand. – Das Jahr 1938 erbrachte den „Anschluss“ Österreichs an das Hitler-Reich sowie die sog. Sudetenkrise. Uranus befand sich damals in der Mitte des Stieres und überlief die für die Geschichte Deutschlands so elementare Achse 17 Grad Stier-Skorpion. 2022, 84 Jahre später, wird Uranus wieder dort stehen – und allein dieses Faktum rückt Deutschland schon jetzt in den Fokus der Wahrnehmung. – Dem wäre in einem weiteren Beitrag nachzugehen.
Sehr überzeugender Rückblick. Bin gespannt auf Fortsetzung. Sepp