Monatsthema=Jahresthema

9 mal 9 =81 – so viele Grundprägungen gibt es im System der Neun Sterne. Einen Sonderfall stellen die neun von diesen dar, bei denen Monats-und Jahrestehema identisch sind. Hier entfällt die Spannung zwischen den beiden Polen, gleichzeitig kommt es zu einer Massierung der Energien der jeweiligen Wandlungsphase. Die Folge ist nicht allein eine Stärkung, auch eine Abgrenzung bis hin zur Sturheit des Nativen wird gegeben sein.

Wir wählen das Beispiel Maximilien Robespierres (geb. 6.5.1758). Jahr wie Monat unterstehen dem Thema der Yang-Erde, i.e. dem Wirken des Trigramms Ghen, „der Berg“. Der Berg wirkt mächtig, statuarisch und scheinbar auch immobil. Statuarisch wirkte auch Robespierre, Führer des radikalen Flügels der Revolution, auf die Zeitgenossen. Und der eitle Robespierre hatte keine Scheu, landesweit Abbildungen und Statuen seiner Person in Umlauf zu bringen. Bezeichnenderweise nannte man den linken, radikalen Flügel im Konvent, den der Jakobiner den „Berg“.

Es gibt eine zweifache Ordnung der Trigramme: die des sog. „Frühen Himmels“ und die des „Späten Himmels“. Erstere ist polar angeordnet, Letzere saisonal-zyklisch. Der Frühe Himmel kann gesehen werden als ruhende Grundmatrix, der Späte Himmel ist der Raum der dynamischen Wandlungen. Der Frühe Himmel scheint gewissermaßen durch den Späten Himmel hindurch. Oder anders: „Hinter“ jedem Trigramm des Späten Himmels steht ein Trigramm der Ur-Matrix. „Hinter“ dem Berg steht der „Donner“ (Trigramm Dschen). Nur scheinbar ist der Berg der ewig ruhende. Zuweilen „kreißt “ er – um dann eine tiegreifende Umwälzung zu erbringen. Ein Beispiel aus der Nachkriegsgeschichte: Nach der Sukzession der Neun Sterne setzte 1955 ein neuer 81 Jahre umfassender Zyklus ein. Die ersten neun Jahre wurden bestimmt von der 9 = dem Yin-Feuer (Trigramm Li). Das Jahrneunt 1964-1973 stand unter der Herrschaft des Berges. Und bekanntlich waren dies Jahre tiefgreifender Umwälzung in weiten Teilen der Welt: die Jugendrevolte, der Pariser Mai 1968, die Kulturrevolution in China….

In aller Deutlichkeit zeigte sich die Ambivalenz des „Berges“ bei Robespierre: zum einen die Unbeugsamkeit, die Beharrlichkeit, mit der er die Radikalisierung der Revolution vorantrieb – bis hin zur Regentschaft des Fallbeils. Dann aber auch die Sturheit (s.o. ), der Eigensinn, die Selbstbezogenheit, die es ihm unmöglich machten, die drohende Gefahr rechtzeitig zu erkennen. Sein Sturz kam über Nacht, die Revolte holte ihn selbst ein. Das Unvorstellbare geschah: Der Konvent stellte sich gegen Robespierre, verfügte seine Verhaftung und ließ ihn am kommenden Tag zusammen mit dem gesamten Wohlfahrtsausschuss hinrichten.

Alle neun Jahre kehrt die Jahreszahl zurück in die Mitte, auf ihren angestammten Platz. Das Haus der Mitte (= das Haus der 5 in der Grundordnung des Bagua) aber ist immer auch ein Haus der Gefährdung, es droht die Erschütterung der für verlässlich gehaltenen Fundamente. Das Jahr der Hinrichtung Robespierres (Juli 1794) aber war ein Jahr der 8, des „Berges“.

Eine Doppelung der Zahlen hatte auch der Philosoph Hegel: die 5 als Monats- wie als Jahreszahl. Es heißt, wer die 5 versteht – und nur der – hat Zugang zu den anderen Zahlen. Der 5 selbst ist kein Trigramm zugeordnet (allerdings das Element der Erde). Sie repräsentiert, besser: sie ist die Mitte, die ruhende, gleichwohl die sorgsam wachende und kontrollierende. Die 5 weiß, wie sehr die Ordnung der Trigramme eine labile sein kann, daher der Drang in die Zentrierung und in die Kontrolle, der sich bei denjenigen häufig findet, welche diese Zahl als Jahreszahl haben. Hat man sie als Monatszahl, dann ist das Thema der Kontrolle oft mit Affekten, meist eher kurzlebigen verbunden. – Zurück zu Hegel: seine Philosophie ist eine der „Vernunft“, welche im weltgeschichtlichen Geschehen die zentrale (und zentrierende) Ordnung sucht, wie sie sich im mundanen und geistesgeschichtlichem Geschehen äußert im Wirken des Weltgeistes – wobei dieses Wirken dessen Selbstoffenbarung darstellt. Auch im Falle Hegels ist der weiter oben angesprochene Selbstbezug offenkundig: Hegel glaubte, dass der Weltgeist gerade in seinem, Hegels Werk, zu sich gekommen sei.

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