Noch einmal: Monatszahl=Jahreszahl / Pessoa

Der bedeutendste Dichter Portugals des letzten Jahrhunderts: Fernando Pessoa. Eines der Hauptwerke: „Das Buch der Unruhe“. Sein Neun Sterne Thema: die 4 als Jahres- wie Monatsthema.

„Ziellos durchstreife ich die ruhigen Straßen…“ (Buch der Unruhe, 135)

Man kommt den neun Grundthemen näher, lässt man sich auf die tradierten Bilder assoziativ ein: Die 4 ist engstens verbunden mit dem Trigramm Sun (Yin-Holz) – Analogien zum Gras, dem Wind, der durch das Gras streicht, in alles eindringt, dabei unstet ist – mal hier, mal dort. Das biblische Wort vom Geist, der weht wo er will, drängt sich zwingend auf. Also die 4, nun bezogen aufs profane Dasein: ein unruhiger Geist, von Neugier getrieben, sich mal diesem, mal jenem Thema zuwendend. Aber dabei dies keineswegs zwangsläufig in nur oberflächlicher Weise. Pessoa war Zwilling (die Sonne auf 22 Grad Zwillinge), und da ist das Etikett „Oberflächlichkeit“ allzu rasch zur Hand. Doch in den Zwillingen „mündet“ der Skorpion, hat dort seinen Einfluss, sein Ausfließen (das „Ausfließen“ ist gegeben beim jeweils achten Haus vom Ausgangszeichen aus gesehen – siehe dazu Franz Frickler). Diesbezüglicher Spontanbeleg, Pessoa:

„… die feierliche Traurigkeit, die allem Großen innewohnt – hohen Bergen wie bedeutenden Leben, tiefen Nächten wie unsterblichen Gedichten.“ (Das Buch der Unruhe, 233)

„Langsam bewegt der Wind in der langsamen Mondnacht Dinge, die mit ihrer Bewegung Schatten bewegen…“ (151) Der „Wind“ – das ist eine der Übersetzungen des Wortes „Sun“ (= das Trigramm Yin-Holz). Sun ist das Eindringende, aber auch das Unstete, das ständige Unterwegssein – meist aber nicht das der steten räumlichen Mobilität (Pessoa hatte diesbezüglich eine tiefe Abneigung), sondern das der mentalen Unruhe.

„Der steile Weg führt zur Mühle, doch die Anstrengung führt zu nichts“ (172) – Und auch dies ist nur allzu deutlich die Selbstbestimmung der 4: „Versuch’s mal mit Vergeblichkeit“ – in Abwandlung eines bekannten Disney-Slogans. Der „4er“ taugt nicht zum Kämpfer, er ist ein idealer Ideengeber, als Berater neigt er aber kaum je zum großen Kraftakt, geschweige denn zum existenziellen Selbstentwurf.

Und auch dies verweist auf die 4, bei Pessoa doppelt gegeben, somit zutiefst verbunden mit der Autobiographie, der steten Selbstreflexion des Autors, ein Dauerthema im genannten Buch. Alles kann, alles soll in den Focus geraten, dort aber nicht zum Dauerfixum werden. Der Wind verweilt nicht gerne dort, wo er gerade hingefunden hat, sich mehr oder weniger zufällig eingefunden hat. Und dies gilt selbst, gerade auch für das Ich: „Ich suche mich, aber finde mich nicht. …“ (134)

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