Sahra Wagenknecht

Sahra Wagenknecht: Hauptthema im „Spiegel“ (15.04.’23) – und dies exakt zu dem Zeitpunkt, an dem Uranus im Transit auf der Mars-IC-Konjunktion der BRD steht. Das wird man nicht als Zufall werten dürfen.

Das Mittagsbild – 16.07.1969, Jena (Uhrzeit unbekannt)

Mars in akkurater Opposition auf die Sonne der BRD – man darf wohl unterstellen, dass sie wenig an Wohlempfinden in diesem Land verspürt, auch wenn sie es tunlichst vermeidet, in den Verdacht der DDR-Nostalgie zu geraten (dies allerdings in nicht immer überzeugender Weise, auch ihre Positionierung zu Russland/Putin ist unübersehbar ambivalenter Art).

Gesichert ist hier der Mond im Löwen – bei der Sonne im Krebs, die Lichter also in gegenseitiger Rezeption, was wohl einem verdeckten Neumond entsprechen mag. Man kann bei dem Verständnis eines Horoskops nie fehlgehen, nimmt man die Relation von Sonne und Mond in den Focus. Im Krebs steht die Sonne in ihrem zwölften Haus (gesehen von ihrem Domizil aus), der Mond befindet sich im zweiten von ihm aus gesehen – ein eigenartiges Verhältnis von Selbstrücknahme, „Reserve“ einerseits und substanzieller Selbstbehauptung, den Eigenwert sichernd, andererseits – summa summarum ein massiver Selbstbezug. Liest man das (eher sachlich-ausgewogene) Kurz-Porträt Wagenknechts im „Spiegel“, dann findet man da die Entsprechung in der deutlich dokumentierten Selbstbezogenheit Wagenknechts (was nicht vorschnell als Narzissmus gedeutet werden sollte!). Aber S.Wagenknecht sagt selbst (eine ehrliche Selbstmitteilung), dass es ihr an Menschenkenntnis fehle, allzu oft habe sie sich in anderen getäuscht. Liest man einmal mehr Th.Ring, dann hat man vor Augen, dass auch die Astrologie auf stimmige Begrifflichkeit angewiesen ist. Daher (aus dem Frühwerk Rings) den Kommentar über den Löwe-Mond hier auszugsweise zitierend. Da ist nicht nur, naheliegend, von Stolz und Leidenschaft diese Rede. Ring wird genauer: „Tatkraft und Verlangen nach Verantwortung, aber auch (nach/K.W.) Würdigung und und Anerkennung, formell gewandt, kultiviert. …Das seelische Moment beruht auf dem Stolz der Eigenverantwortung, lebt in der Organisierung und Disziplinierung realer Lebenstatsachen auf, machtvolle Entfaltung der Eigennatur und Beherrschung jeder Sitaution aus unabhängigem Geist stehen im Mittelpunkt der Empfindungen, die imponierende Form des Auftretens und der Darbietung wird leicht über die Mittel hinaus forciert, um die Vormachtstellung oder den Schein einer solchen zu wahren…“ (TH.Ring, Frühe astrologische Schriften. CH- Zollikion 1995). Das erfährt nicht zuletzt eine Bestätigung durch Saturn, der sich im zehnten Haus vom Mond aus gesehen befindet.

Wagenknecht wurde an einem Mittwoch geboren. Dort ist Merkur der Tagesregent – doch, da folge ich dem System des Mahabote (siehe meinen Text dazu, abrufbar unter Materialien im APZ-Forum): Fällt die Geburt an eiem Mittwoch in die Zeit nach dem Mittag (Ortszeit), dann übernimmt Rahu = aufsteigender Mondknoten die Regie. Das ist nun zugestanden nicht ohne Spekulation, daher auch nur als Vermutung geäußert: Es spricht aber vieles dafür, dass Rahu mit seinem „Progressismus“, seiner Unbedingtheit, der hier bestimmende Tagesregent ist. Er wird beherrscht von Jupiter, dieser steht zusammen mit Uranus auf dem ersten Grad Waage: Da fehlt es weder am Willen, noch an Gelegenheit der Neuorientierung. Und als unlängst Neptun diesen Radix-Rahu überlief, löste sich Wagenknecht endgültig von ihrer Partei, der „Linken“, und signalisierte ihre Absicht, eine eigene Partei ins Leben zu rufen. Man darf gespannt sein, was da an programmatischen Konturen sich ergeben wird.

Schach vers. Go / China

Go gilt als das Nationalspiel in Japan, zu recht. Es gilt vielfach auch als das dort entstandene Spiel. Zu unrecht, das Spiel wurde erfunden in China – es heißt vor rund vier Jahrtausenden, damit wäre es älter als Schach, faktisch das älteste Brettspiel der Welt. Go kam nach Japan über Korea (übrigens ist die Bezeichnung „Go“ die japanische, in China und Korea gibt es anderslautende Begriffe für das Spiel). Go ist, was die Regeln angeht, einfach, tatsächlich ist die Zahl der Regeln an einer Hand abzuzählen. Schach ist, was das Regelwerk angeht, komplexer. Man läge aber falsch, infolgedessen das Gospiel als das simplere zu sehen. Go ist nicht minder komplex als Schach, es ist vermutlich gar noch komplexer – was auch daran zu sehen ist, dass erst vor wenigen Jahren ein Computerprogramm einen Go-Meister der Weltklasse (ein Koreaner) erstmals hat schlagen können. Schon seit gut zwei Jahrzehnten dagegen sind auch die Schachgroßmeister den gewieft strukturierten Computerprogrammen nicht mehr gewachsen. – Der bislang einzige deutsche Schachweltmeister, E.Lasker, sah sich zunehmend vom Gospiel fasziniert – womöglich auch des deutlichen Gegensatzes zum Schach wegen. Geht es im Schach um die Bekämpfung und finale Vernichtung des Gegners, ist das Partnerschaftliche im Go deutlich stärker ausgeprägt. „Ich genieße es, wenn ihr Ego bricht“, so der ehemalige Schachweltmeister Robert Fischer. Ein solcher Satz käme keinem Gospieler über die Lippen, gleich ob Anfänger oder Meister, dergleichen gälte als grobe Unhöflichkeit. Die Gegensätze sind allzu deutlich: Im Schach beginnt Weiß, im Go Schwarz. Im Schach werden Felder (Quadrate) besetzt, im Go Linienschnittpunkte. Eine Figur im Schach kann wiederholt gezogen werden, ein Stein im Go bleibt liegen dort wo er plaziert wurde – es sei denn, er wird gefangen genommen. Es gibt im Schach 64 Felder, im Go (sofern auf dem großen Brett gespielt wird) 19*19=361 Schnittpunkte. Die Figuren im Schach haben recht klar bennenbare Stärken: so ist z.B. der Turm fühlbar stärker als ein Läufer (es sei denn, eine ad hoc -Situation schafft da eine Umkehrung der Wertigkeiten). Im Go sind alle Steine gleichwertig. Im Schach gilt es natürlich, jedes Feld im Auge zu behalten, doch meist gibt es den entscheidenden Brennpunkt, die taktisch-strategisch bestimmte Zentrierung. Anders im Go, dort kann jede Region „Zentrum“ werden, spätestens nach 15-20 „Zügen“ (man müsste eigentlich „Setzen“ sagen) bilden sich komplexe Strukturmuster aus, die mal offensichtlich sind, mal verdeckt gegeben. – China gilt, astrologisch gesehen, als das Land der Waage (Prinzip Yin-Yang), der AC der Republik China (1.1.1912, Nanking) befindet sich eben dort. Dementsprechend schafft man i.d.R. zu Beginn einer Go-Partie einen Ausgleich, sofern sich zwei Spieler mit deutlich unterschiedlicher Stärke gegenüber setzen: Der Schwächere bekommt, je nach Differenz, Vorgabesteine, so dass auch er oder sie, Chancen hat, dem Stärkeren gegenüber standhalten zu können. Die grundsätzliche Gleichwertigkeit der Go-Steine verweist auf das Uranische des Spiels hin. Daneben gibt es den plutonischen Einschlag: Es geht darum, gegnerischen Steinen und den von diesen gebildeten „Gebieten“ die „Freiheiten“ zu nehmen. Am Ende des Spiels steht zwar fest, wer dieses gewonnen hat, doch gibt es keine „Vernichtung“ des Gegeners. Entscheidend ist, wer am Ende mehr an Gebiet hat aufbauen und sichern können, und, ergänzend, an Gefangenen in der Bilanz hat. – Was hat das zu tun mit der asiatischen „Strategie“ im Allgemeinen und der chinesischen im Besonderen? Man nehme Japan: In den 60ern noch galt japanische Technik als zweitrangig, sie wurde gar sträflicherweise oft als „Ramsch“ o.ä. gesehen. Das hat den Japanern gewiss nicht gefallen, aber ihre Strategie der Vermeidung des „Alles oder Nichts“ erwies sich als erfolgreich. Die Folgen sind bekannt. (Jedes Kind kennt Namen wie Sony, Nikon, Toyota … – und wer kennt heute noch Firmen wie „Nordmende“, „Grundig“, „Voigtländer“ etc. ?) Ähnlich die Strategie der Chinesen: Sie übertragen die dezentral operierende Strategie auf dem Go-Brett auf den Bereich ihrer weltweit erfolgreichen ökonomischen Bestrebungen und finalen Ziele. Es geht China seit Jahren verstärkt darum, „Gebiet“ zu machen (siehe u.a. die Aktivitäten Chinas im Chinesischen Meer: Stützpunkte, strategische Inselbesetzung bzw. -beanspruchung, künstliche Inseln…). Und wie im Gospiel geschieht dies in dezentraler Weise.