Deutschland 2024/25 cont. 2

Im vorletzten Beitrag war eingangs die Rede von den derzeitigen recht unterschiedlichen Sichtungen der deutschen Wiedervereinigung. Das obige Horoskop ist das Wassermann-Oktilogramm des Jahres 1989, Berlin-Mitte. Gleichzeitig aber ist es das sechste Septar des überaus verlässlichen 60er-Epochenhoroskops von 1984 (1984-2044). Als solches ist es wirksam von Februar 2019 bis Februar 2026. D.h. das Geschehen des Jahres 1989 dokumentiert sich ein weiteres Mal, nun in zeitlicher Vergrößerung. Auf der einen Seite wurde dies damals erfahren als Kollaps, für die Gegenseite, die große Mehrheit es Volkes der DDR, war dies der schlagartige Akt der Befreiung. Mit Blick auf den Rhythmus der 33 (s.o., letzter Beitrag) wird dies bedeuten, dass das damals unzureichend oder gar, wie mancher glaubt, grundlegend falsch Gestaltete im Prozess der Wiedervereinigung erneut ins Bewusstsein gelangt. In diesem Zusammenhang ist von Belang, dass die Saturn-Neptun-Konjunktion des Jahres 1989 auf den AC des Horoskops der Bundesrepublik fiel, dass also diese Konjunktion mittels des obigen Septars erneute Wirksamkeit erlangt. Dieses hat natürlich mundan übergreifende Bedeutung, zeigt seine Wirksamkeit spezifisch für Berlin über die Achsen und ihre planetaren Verbindungen. So gesehen ist denkbar, dass die Zentrierung auf Berlin das Land ein weiteres Mal zum Ausgangspunkt oder Zielort gesamteuropäischer Entwicklungen und Entscheidungen machen wird. (Und womöglich bewahrheitet sich über die anstehenden Jahre aufs Neue das Diktum des vor kurzem 100 Jahre alt gewordenen H.Kissinger, wonach für Deutschland der ungemütliche Befund gilt: „für Europa zu groß, für die Welt zu klein“. (1939-1941 war Deutschland mit bösen Folgen „zu groß für Europa“, danach, Winter ’41 – ’45 „zu klein für die Welt“. )

Die Rede ist seit längerem von der Erosion der politischen Kultur in Deutschland (wobei häufig übersehen wird, dass wir es hier mit einem länderübergreifenden Prozess zu tun haben). Einen expliziten ideologischen Überbau hat, zu ihrem Vorteil, die Bundesrepublik nicht. Gleichwohl wird der unbefangene Betrachter der Entwicklung des Landes über die vergangenen Jahrzehnte konstatieren, dass Politik, Kultur, Medien – kurz: der generelle Diskurs überwiegend von einem links-liberalen Kurs bestimmt ist. Tatsächlich ist der „Marsch durch die Institutionen“, prognostiziert und postuliert in den späten 60er Jahren, Realität geworden. Man wird Jürgen Habermas Unrecht tun, würde man den international Geehrten mit dem simplen Etikett „links-liberal“ versehen, zu differenziert ist dafür sein umfangreiches Werk. Dennoch ist der berühmte Habermasche Begriff der „kommunikativen Rationalität“ überwiegend aus links-liberaler Perspektive rezipiert worden. Die Uhrzeit der Geburt Habermas‘ mag eine gerundete sein, der AC im Schützen kann wohl als gesichert gelten:

Jürgen Habermas, 18.06.1929, 20:00 MEZ, Düsseldorf

Ein klares Bild einer Philosophie, auch generell „Weltanschauung“ – siehe den Schütze-AC, geprägt von sachlicher, gar formstrenger Rationalität. Nimmt man für das Horoskop das System der Ganzzeichenhäuser (was ich grundsätzlich in ergänzender Weise tue – es stellt quasi die Grundmatrix des Horoskops dar), dann steht der Geburtsherrscher im kardinalen siebten Haus in den Zwillingen („Diskurs (in) der Öffentlichkeit“) wo sich auch die Sonne und der trotz Rückläufigkeit starke Merkur findet. (Ein rückläufiger Merkur neigt dazu, hartnäckig-gründlich zu denken und zu kommunizieren). In der Dominantenverkettung ist Merkur hier der Bestimmende, allein die Venus, stark als Regentin übers MC im Domizil, ist hier ausgenommen, autonom. Habermas gilt weithin als Mentor der Bundesrepublik (nicht etwa als ihr „Chefideologe“, wogegen er sich mit Recht verwehren würde). Doch die Verbindungen des Horoskops mit dem der Bundesrepublik sind offensichtlich: der Jupiter im Horoskop Habermas‘ steht in Konjunktion mit der Sonne der BRD und im Trigon zu deren Jupiter.

Aber: Welcher Stellenwert kommt der kommunikativen Rationalität noch in der gegenwärtigen Bundesrepublik zu? Verbunden mit dem Begriff der kommunikativen Rationalität bei Habermas ist auch der von diesem wiederholt eingeforderte „Verfassungspatriotismus“. Und auch hier zeigen sich Bedenken: Kann ein solcher rational-nüchterner Patriotismus dem Land und seinen Wertvorstellungen in Zeiten schwindenden Vertrauens in die Institutionen des Staates diesem noch den fälligen Rückhalt geben? – Habermas gilt weltweit als eine der legitimen zeitgemäßen Stimmen der Aufklärung. Diese aber sieht sich derzeit von den Extremen zur Rechten wie zur Linken herausgefordert, gar elementar bedroht. – Man spricht von der Generation der „68er“, die – „Marsch durch die Institutionen“ – dem Land ihren Stempel aufgedrückt hätten. Korrekter wäre es, vom Jahr 1967 zu sprechen, denn jenes Jahr stellte eine echte Zäsur dar (Schah-Demonstration, Tod Benno Ohnesorgs, 02.06.1967). In den Jahren1967-1968 durchlief der aufsteigende Mondknoten den Widder, rund 56 Jahre später, 2023, befindet sich die Knotenachse ein weiteres Mal dort (der dritte Mondknotenrücklauf ist erfahrungsgemäß häufig mit schweren Krisen verbunden).

Mit Blick auf das eingangs eingestellte Septar drängt sich die Frage auf, ob im dort gezeigten laufenden Jahrsiebt ein weiteres Mal nach 1989/90 ein ideologisch begründetes, zumindest ideologisch eingefärbtes Weltbild in der Krise steht, womöglich gar Gefahr läuft, final zu kollabieren – eben der für so gesichert gehaltene Linksliberalismus, der auch zum Kern der Grünen gerechnet werden muss. Damit einher aber mag die Gefahr gehen des durchschlagenden Affronts der Extreme gegen die besten Traditionen der Aufklärung (diese Gefahr ist sehr real gegeben u.a. durch die Politik Putins und anderer Autokraten). Wir sehen uns jedoch vermutlich mit dem Paradoxon konfrontiert, dass die genannten Traditionen in doppelter Weise bedroht sind, gewissermaßen auch von innen her: nämlich durch die ungebremste Säkularisierung von Kultur und Gesellschaft in Europa, gerade auch in Deutschland.

(evtl. weitere Fortsetzung)

3 Gedanken zu „Deutschland 2024/25 cont. 2

  1. Drei glänzende Artikel zur gegenwärtigen politischen situation der BRD und den wohl kommenden Problemen in 24/25. Meiner Meinung nach ist es mit dem herrschaftsfreien Diskurs habermascher Prägung schon vorbei, der ins Woke entartete Linksliberalismus führt von Staats wegen einen Abwehrkampf gegen alternativer Meinungen, der sich vermutlich bei fortschreitender Wirtschaftskrise deutlich verschärfen wird. Das Parteiensystemund seine Art zu agieren ist am Wackeln, wie bei unseren europäischen Nachbarn schon lange, sollte noch eine Wagenknechtpartei entstehen, dürfte sich die Schwäche der sogenannten Mitte deutlich zeigen, die schon mehr Problem als Lösung ist. Bayern- und Hessenwahl könnten zum Ausscheiden der FDP aus beiden Landtagen führen und ich frage mich, wass die FDP-Führung dann macht? Was bei einer politischen Landschaft mit AFD und Wagenknecht bei jeweils ca 20%. Momentan vielleicht noch schwer denkbar, aber bei einer Rezession, die deutlicher wird? Ob der Ukrainekrieg gewonnen wird scheint fraglich und Trump immer noch ante portas.
    Astrologisch wäre mal interessant, das Verhältnis der USA zur BRD zu untersuchen. Mir scheint da immer mehr Vasallentum und Nibelungentreue am Werk, zum deutlichen Schaden der eigenen Wirtschavft, auf deren Erfolg ja das Konsensmodell unseres Staates beruht.
    Und was sind die astroligischen Rahmenbedingungen der BRICS- Konferenz in Südafrika am 24.8. Das scheint wichtig, zumal sich die Welt immer weiter in den Westen und den Rest spaltet.
    Viele Fragen. Dass da unter dem bleiernen Scleier was brodelt, leuchtet mir ein. Sepp

    1. Hallo Sepp,
      Dank für die freundliche Rückmeldung. Ja, Zustimmung, die Erosion ist mit Händen zu greifen. Gehe gerne auf das Thema der Bezüge BRD-USA ein – sofern mir da Sinnvolles einfällt. Prognostik ist dank der globalen Komplexität schwieriger denn je – aber die Sichtung mentaler Orientierungen kann ja auch schon hilfreich ein.

      1. Hallo Klaus, die Geburtszeit von Jürgen Habermas ist übrigens standesamtlich.
        Im übrigen besten Dank für diese gedankenvolle Fortsetzung.
        Michael

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