Johann Gottlieb Fichte, 19.05.1762, Rammenau, Sachsen:
Vier Planeten im Geburtsbild, darunter der Mond (Uhrzeit ungewiss) im Widder, Mars als Spannungsherr opponierend, und es gilt MA=SA/UR – wer sich mit Fichte anlegte, konnte sich scharfer Gegenwehr gewiss sein. Fichte hatte in Jena eine große Gefolgschaft, der Hörsaal war voll – aber der Widerstand wuchs, nicht zuletzt Schiller (auch er wohnte eine Zeitlang in Jena) zeigte sich zunehmend abgeneigt. Schließlich musste Fichte erleben, dass ihm mehrfach die Scheiben eingeworfen wurden. Dann sah er sich mit dem Atheismusvorwurf konfrontiert, er verzog sich nach Berlin.
Der Jenaer Idealismus war überaus komplexer Natur, da waren die Schlegels (August Wilhelm, seine Frau Caroline, später Frau Schelling, beide u.a. gesegnete Shakespeare-Übersetzer, A.W.s Bruder Friedrich Schlegel, der keinem Streit aus dem Wege ging) und andere, hinzu kamen Novalis, Schelling, Tieck… Am Ende, um 1800: Ehebrüche, fortlaufende Zerwürfnisse. Und als 1806 die Franzosen nach der gewonnenen Schlacht gegen die Preußen Jena in Brand setzten, war es definitiv aus mit dem Jenaer Kreis, der zu diesem Zeitpunkt eh nur noch in Teilen präsent war.
Fichte war zeitweise die Zentralgestalt der Jena-Szene, er konnte sich gar vorübergehend des Zuspruchs Goethes gewiss sein, auch dann noch, als Goethes Freund Schiller aufs Despektierlichste Missfallen bekundete, den eigenen idealistischen Impuls durch Fichte verraten sah.
Fichte ist bis heute geehrt, eine Reihe von Schulen, Straßen, Plätzen tragen seinen Namen. Er schmückte mehrfach deutsche Briefmarken, dass er antisemitische Äußerungen von sich gab wird, soweit es geht, unter Verschluss gehalten.
Der Kern seiner Philosophie: Die »Tathandlung«, Konsequenz der absoluten ‚Setzung‘ des Ichs. Dieses ist kein Ding, sondern ‚absolute Tätigkeit und nichts als Tätigkeit‘. Fichte: »So wie es sich setzt, ist es; und so, wie es ist, setzt es sich, und das Ich ist demnach für das Ich schlechthin und notwendig.« Das sich beinahe zwangsläufig einstellende Missverständnis: die Tat als die „reine“ sei sich selbst genug, habe sich nicht sonderlich zu scheren um ethische, moralische Bedenklichkeiten. Eine action directe aber war nicht die Sache Fichtes, da war er entschieden auf der Seite Kants und dessen Pflichtbegriff.
Kein Wunder aber, dass sich da unterschiedliche Wertungen einstellten: Der Fichtesche Freiheitsbegriff konnte den Nazis kaum gefallen, wohl aber der Kern seiner „Reden an die deutsche Nation“, gerichtet gegen die napoleonische Fremdherrschaft, nicht zuletzt deshalb, weil Fichte dort einer vermeintlichen ethnisch-kulturell begründeten Überlegenheit des Deutschtums das Wort redete (ganz zu schweigen von Fichtes antisemitischen Bekundungen). Und auf der anderen Seite dann die „Weiße Rose“ um die Geschwister Scholl, die, inspiriert durch Professor K.Huber, in ihren Flugblättern Fichte zitierten, dessen Freiheitsideal vor Augen hatten.
Über die Folgen des deutschen Idealismus‘ im Allgemeinen, des Fichteschen im Besonderen – zum Guten, zum Üblen hin – vor allem für die nationale Geschichte, wird bis heute kontrovers diskutiert.
Der sekundärprogressive Neumond Fichtes, 22.06.1762. Er wird wirksam, Mitte der 90er des 18. Jahrhunderts, als Fichte in Jena zu zentralen Gestalt wurde. MO.SO.PL=WID – das kardinale, „generative“ Enwicklungszentrum schlechthin, die Allgemeinheit betreffend, diese in die Pflicht nehmend. Ein mächtiges Bild. – Im August 1914 stand dort auf dem Neumond der laufende Pluto – auch da wurde Fichtes Geist beschworen.