Die Ausführungen stellen dar eine Erweiterung des Textes über die planetaren Regentschaften, siehe hier:
http://files.homepagemodules.de/b839997/f15t74p674n2_apNfqiXP.pdf
Die Tagesplaneten wirken stärker ein auf die Persönlichkeit eines Nativen, doch die Jahresregenten können von Bedeutung werden, wenn es um die Verbindung des Nativen mit überpersönlichen Geschicken geht (denen des Staates, der Nation, des Zeitgeistes…). Dies gilt in dem Maße, in dem der oder die Betreffende in aktiver oder passiver Weise mit dem kollektiven Umfeld und Geschehen verbunden ist.
Anders als die Sequenz der Tagesregenten folgt die der Jahresregenten der chaldäischen Reihe: SA, JU, MA, SO, VE, ME, MO. Doch zunächst: Wann setzt die Wirkung der Jahresregenten ein? Natürlich kaum zum 01. Januar, im allgemeinen gilt das Datum des Frühjahrsäquinoktiums als das richtige. Ich selbst bin mir inzwischen recht sicher: Die Wirkung beginnt Anfang Februar, genauer: wenn die Sonne auf 15 Grad Wassermann steht – das ist die exakte Halbsumme von Wintersolstitium und Frühjahrsäquinoktium. Die Wirkung des alten Regenten mag noch parallel zum neuen Jahresregenten andauern bis zum 20./21. März, dies jedoch nur in zunehmend abgeschwächter Weise.
Jeder der klassischen Planeten herrscht über zwei Zeichen – mit der Ausnahme von Sonne und Mond. Oder doch keine Ausnahme? Der m.E. bedauerlicherweise weitgegend in Vergessenheit geratene Franz Frickler (Thema: „Einklang-Ausklang“ – siehe frühere Beiträge im Blog dazu) sieht hier die Vollkommenheit der symmetrischen Ordnung im Tierkreis durchbrochen. Seine Ansicht: Auch die beiden Lichter haben zwei Zeichen, in denen sie Regenten sind: Die Sonne ist nach Frickler Regentin auch im Krebs (sekundär), der Mond Regent (sekundär) auch im Löwen. Mir war dies nur noch marginal bewusst – bis ich das Horoskop Sahra Wagenknechts vor Augen hatte (siehe die entsprechenden Beiträge, vor-vorletzter und vorletzter Beitrag). Man wird damit vermutlich fremdeln, doch Frickler Begründungen und Beispiele sind durchweg einleuchtend.
Das hier eingebrachte Symbol ist über Asien hinaus wohl einem jedem vertraut. Die meisten werden auch wissen, dass hier das „Yang im Yin“ und das „Yin im Yang“ dargestellt ist. Womöglich hatte dies F.Frickler vor Augen, als er die jeweilige Doppelregentschaft auch für die Lichter annahm?
Astrologie begann dort, wo man den Lauf von Sonne und Mond und deren Rhythmen verfolgte: das solare Prinzip: Yang, das lunare: Yin. Das Yin des Yang, das Yang des Yin: Im Yin findet sich auch das Yang (im Bild der kleine weiße Kreis), im Yang das Yin. Folgen wir Frickler (der diese Beziehung aber nicht ausdrücklich herstellte), dann verhält es sich mit den Lichtern in analoger Weise: Im Sonnenzeichen ist eher verdeckt das Lunare, im Mondzeichen verdeckt das Solare. Ich möchte hier einen Schritt weiter gehen, auch die anderen klassischen Planeten auf die Yin-Yang-Polarität hin befragen, die Regentschaft der Planeten betreffend. Denn ich glaube, dass sich diese Polarität auch dort findet. Oft wird es fälschlicherweise als lästiges, obsoletes Relikt abgetan, selbst in der gegenwärtigen Stundenastrologie: der Wechsel der Tierkreiszeichen von männlich zu weiblich, von weiblich zu männlich – der Widder männlich, Stier weiblich, Zwillinge männlich etc. Dass es natürlich nicht um einen verdeckten platten Biologismus geht, muss wohl nicht eigens begründet werden. Jeder Planet regiert je ein männliches und ein weibliches Zeichen: der Mars den männlichen Widder und den weiblichen Skorpion, die Venus den (paradox) weiblichen Stier und die männliche Waage, der Merkur die männlichen Zwillinge und die weibliche Jungfrau, Jupiter den männlichen Schützen und die weiblichen Fische. Und, sofern wir bereit sind Frickler zu folgen: die Sonne den männlichen Löwen und den weiblichen Krebs, für den Mond gilt die Umkehrung.
Die chinesische Tradition – und nicht allein diese! – sieht den Wechsel von „männlich“ zu „weiblich“ auch für den Lauf der Jahre gegeben. So ist z.B. das gegenwärtige Jahr 2023 ein „weibliches“ Yin-Jahr, das kommende Jahr 2024 wird ein Yang-Jahr sein. Man kann sich dies auf einfache Weise merken: Die Jahre, deren letzte Ziffer gerade ist (0,2,4,6,8), haben Yang-Prägung, diejenigen mit ungerader Endziffer haben Yin-Charakter. (Man lasse sich nicht irritieren: Die ungeraden Zahlen gelten gemeinhin als „männlich“, die geraden als „weiblich“ – doch geht es hier nicht um Zahlensymbolik.)
Es gilt nun m.E. das Folgende: Befindet sich einer der klassischen Planeten in einem „männlichen“ (oder Yang-) Jahr, dann dominiert die männliche Seite, steht er in einem einem Yin-Zeichen, so gelangt eher die weibliche Seite zur Auswirkung. Beispiel Merkur: 1984 war ein Merkur-Jahr, ebenso 1991. Da 1984 ein Yang-Jahr war, zeigte sich Merkur verstärkt als Regent über die Zwillinge. 1991 dominierte seine Jungfrauregentschaft. Oder das laufende Jahr 2023: ein Mars-Jahr, und da 2023 Yin-Betonung hat (ungerade letzte Ziffer 3), zeigt sich verstärkt der Regent über den Skorpion. Im Mars-Jahr 2016 dominierte eher der Widderregent, da wir es mit einem Yang-Jahr zu tun hatten. Dies gilt für alle klassischen Planeten – darin eigeschlossen Sonne und Mond, sofern wir hier Fricklers Sicht akzeptieren. Alle sieben Jahre wiederholt sich die Regentschaft eines Planeten, nun aber verbunden mit der anderen Polarität.
Die nachfolgenden Beispiele sind bewusst willkürlich-zufälliger Art. Beispiele erlangen nicht zwingend Beweiskraft, vermögen aber schrittweise Evidenz durch Illustration zu schaffen.
Jahresregent Jupiter: 1770 war ein Jupiterjahr. In diesem Jahr wurden geboren Hölderlin, Hegel und Beethoven. Da wir es mit einem Yang-Jahr zu tun haben, gelangt Jupiter vordringlich in Form seiner Schütze-Regentschaft zu Wirksamkeit. Bei jedem der drei dokumentiert sich ein starker idealistischer Impuls, wenngleich natürlich in je unterschiedlicher Weise: bei Hölderlin als Freiheitsdrang („ins Offene!“), bei Hegel als umfassender philosophischer Weltentwurf, bei Beethoven als idealistisch getragener und forcierter Humanismus. Zudem steht bei Hölderlin und Hegel der Jahresregent Jupiter in seinem Domizil Schütze. Bei Beethoven steht Jupiter bereits im Steinbock, hat aber einen Spiegel zur Geburtssonne. – Auch Goethe kam in einem Jupiterjahr zur Welt, doch sein Geburtsjahr war ein „weibliches“, also findet die Fischeregentschaft stärkeren Ausdruck – zumal Jupiter in Goethes Geburtsbild eben dort steht, gemeinsam mit dem Mond im vierten Haus (inäquale Häusersysteme). Die Belege hier sind unschwer zu finden: u.a. Goethes Pantheismus (die „Weltseele“), die Weite seines über die Beschränktheiten des Nationalen hinausführenden Blickes, siehe seinen Begriff der „Weltliteratur“, sein Misstrauen gegenüber jeglichem überspannten, von ihm beargwöhnten Idealismus, selbst gegenüber demjenigen seines Freundes Schiller. – Luther wurde geboren im Yin-Jahr 1483, auch sein Jupiter war also vordringlich von Fischenatur. Luthers generelle Yin-Prägung sieht sich dadurch gestärkt. Es ging dem Reformator wesentlich nicht um die äußere Umwälzung, sondern um die individuelle innerseelische Erfahrung. Auch die ausgeprägten musikalischen Talente Luthers finden sich hier wieder. Ebenfalls mit einem Jahresregenten Fische-Jupiter geboren ist Wim Wenders (1945), stets ein Weltreisender, von Fernweh getrieben, ein durch und durch romantischer Fotograf und Regisseur („Paris, Texas“, „Der Himmel über Berlin“…). Ein letztes Jupiterbeispiel: der Dichter Arthur Rimbaud, Symbolist . Geboren wurde er 1854, wirksam also ist ein Schütze-Jupiter. Im Horoskop Rimbauds steht Jupiter im Fall im Steinbock, doch er bestimmt über den Neptun in den Fischen (siehe die Dichtung („Le bateau ivre“ – „Das trunkene Schiff“). Mit gerade einmal 18 Jahren bricht Rimbaud radikal mit dem Dichten, um fortan dauerhaft als Händler in diversen Ländern unterwegs zu sein.
Jahresregent Saturn: Nehmen wir J.S. Bach, geboren 1685, ein Jahr des Steinbock-Saturn. Bach war „konservativ“ im engeren Sinne des Wortes. Er schuf keine neuen Formen, war, anders als Beethoven, kein „Systemsprenger“, hielt sich, da steinbockbetont, an die Tradition, die er aber zur Vollendung führte. 1685 – ein Yin-Jahr, kein Jahr, das den Sprung nach vorne sucht, sondern seine Stärke und Kreativität aus der Er-Innerung der Tradition bezieht. – Napoleon (1769), geboren in einem Yin-Saturn-Jahr, primär steinbockorientiert. Napoleon war keineswegs Revolutionär, er wusste die Impulse der Revolution im Eigeninteresse zu nutzen, er schüttete den „Abgrund der Anarchie“ zu, stellte die bürgerliche Ordnung im Lande her, stärkte die staatlichen Institutionen. Und er ließ das erste umfassende Zivilgesetzbuch erstellen, welches durchs gesamte 19. Jahrhundert als Vorbild galt. Napoleon war wesentlich der Tradition verbunden, scheute sich nicht, europaweit die tradierten royalen Ordnungen zu respektieren. – 1958 wurde O.Scholz, derzeitiger Bundeskanzler geboren, mithin unter dem Einfluss eines Wassermann-Saturns, ein Jahresregent, der sich häufiger bei „gemäßigten Progressisten“ findet, welche Fortschritt mit tradierten Werten und Realismus verbinden, eine Prägung wie sie unter Sozialdemokraten häufiger anzutreffen ist.
Jahresregent Sonne: Maximilien Robespierre, führender Kopf des „Schreckens“, geboren 1758 unter dem Einfluss einer Yang-Sonnenregentschaft (erneut sei erinnert an Fricklers Ausführungen zur Regentschaft der Lichter). Obwohl geschworener Republikaner und Verehrer des „Volkes“ erliegt Robespierre zunehmend der royalen Verlockung und wird faktisch der alleinige, absolutistisch agierende Herrscher des Landes. Für ihn galt am Ende, dass er Opfer eitler Selbstzentrierung wurde, dass schlussendlich die Revolution ihre eigenen Kinder zu fressen begann. – Der türkische Präsident Erdogan und Angela Merkel sind mit einer Löwe-Jahressonne geboren (1954). Bei aller Verschiedenheit: Beiden gemeinsam ist, dass sie mit zunehmender Amtsdauer „royaler“ und selbstbezogener auftreten, im Falle Merkels daran erkennbar, dass sie ihre weitreichenden Beschlüsse (Energie, Bundeswehr, Migration) „souverän“ (berühmt ihr Wort „alternativlos“), mit denkbar geringer Berücksichtigung der Volksvertretung fasste. – Zum Inbegriff royaler Präsenz – auch royaler Würde und Unnahbarkeit – wurde Königin Elisabeth II. (1926), mit einer Yang-Sonne als Jahresregent. Auch Prinzessin Diana (1961) war solar geprägt – doch hier ist die Yin-Bestimmung deutlich sichtbar (siehe Fricklers Zuordnung). Diana schätzte (zunehmend) royalen Glanz, Reichtum und Luxus, war aber immer darauf bedacht, sich volksnäher zu geben als die „Queen“. Bekannt wurde ihr Anliegen, sie wolle „Königin der Herzen“ sein – was ihre lunar mitgeprägte Sonne besonders anschaulich macht (eine im Falle der „Queen“ gänzlich undenkbare Selbstmitteilung). Interessant ist, dass ihr Sohn William, der künftige König, ebenfalls einen Yin-Sonnenregenten hat. Es heißt, William habe lange Zeit die Intimität des Familiären der öffentlichen royalen Präsenz vorgezogen. – Die Selbstporträts Albrecht Dürers (1471) zeigen einen überaus selbstbewussten Künstler, doch äußert sich bei diesem auch die lunare Seite des Solaren – siehe das „Innerliche“, zuweilen gar „Intime“ vieler seiner Bilder. Dürer war und ist bis heute vor allem in seiner Graphik „Volkskünstler“.(Man denke nur an seinen „Hasen“, die “ betenden Hände“, früher zahllos in deutschen Haushalten anzutreffen.)
Merkur-Regentschaft: Beispiel Leonardo da Vinci (1452), jedermann bekannt duch seine „Mona Lisa“. Doch der Maler da Vinci war in großen Teilen auch Graphiker und Erfinder, gewissermaßen ein frühneuzeitlicher Forscher und Tüftler (auch wenn diese Erfindungen in der Mehrzahl nur auf dem Papier existieren sollten). All dies passt aufs Genaueste zu seinem Yang-betonten Jahresregenten. Der Zwillings-Mars-Regent wird den direkteren Ausdruck wählen als sein Yin-Gegenpol. Man denke etwa an Kaiser Wilhelm II. (Januar 1759, also der Regentschaft des Jahres 1758 zuzurechnen) und seine so prägnanten wie auf Dauer verhängnisvollen Sentenzen („Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht!“ etc.) – Zur Yin-Merkurregentschaft: z.B. der Linguist Noam Chomsky (1928). Ihm geht es nicht um das Nur-Instrumentelle der sprachlichen Kommunikation, weshalb er zum prominentesten Kritiker des einst dominierenden Behaviorismus wurde. Chomsky stand für die sog. kognitive Wende in der Linguistik, es geht ihm darum, die angeborenen Strukturen menschlicher Sprachfähigkeit zu klären. Bis heute verbindet Chomsky immer wieder Sprachanalyse mit sozialkritischen Untersuchungen, wurde zu einem der schärfsten Kritiker US-amerikanischer Politik. – Hier wäre u.a. auch Joseph Beuys anzuführen, auch er geboren (1921) mit einem Merkur- Jahresregenten. Beuys war ein „Verwerter“ (Jungfrau!) für manche fragwürdiger Materialien, er scheute sich nicht, gewohnte ästhetische Konventionen zu durchbrechen. Unter anderem ging es bei ihm um die seelischen Erfahrungen und Ausdrucksmöglichkeiten selbst unästhetisch-kunstferner Materialien wie Fett und Filz. Das Jungfrauthema hat immer auch einen seelischen Selbstbezug (der im Krisenfall ins Narzisstische abgleiten kann). Für Beuys bedeute dies die Verbindung der eigenen, in Teilen fiktiv angereicherten Vita mit seinem Werk. Zudem ging es dem anthroposophisch inspiriertem Beuys, der sich auch sozialkritisch äußerte, um das Thema der „sozialen Plastik“.
Mond-Regentschaft: der Komonist Franz Schubert und die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, beide im Januar 1797 geboren, somit noch in einem Jahr des Yang-Mondes. Schubert war Romantiker, aber neben dunkel-verhangenen Kompositionen (u.a. „Die Winterreise“) wird mitunter auch das taghelle Solare spürbar. Ähnlich die Dichterin: „An den Mond“, „Durchwachte Nacht“ und andere Gedichte bezeugen ihre deutliche lunare Prägung. Manches steht dort im Zwielicht („Der Knabe im Moor“). Doch letztlich ist die Droste nur sehr bedingt der Romantik zuzurechnen, sie kann eher als Vorläuferin des „solaren“ Realismus gelten (siehe die bekannte „Judenbuche“). – Der expressionistische Dichter Georg Trakl wurde am 3.2.1887 geboren, also an der Schwelle zur wechselnden Regentschaft. Doch selbst bei eher flüchtiger Kenntnis des Traklschen Werks wird der ausgeprägte Yin-lunare Einfluss unübersehbar. – Dass der Maler Marc Chagall (1887), auch er also dem Yin-lunaren Einfluss ausgesetzt, mit seinen traumverhangenen Bildern hier Erwähnung findet, bedarf wohl kaum weiterführender Belege. – Ein Blick auf den Gegenpol, den Yang-lunaren: Der Maler Ernst-Ludwig Kirchner (1880) ist hier ein besonders markantes Beispiel. Die Figuren, die er in den Jahren der früheren Schaffensphase ins Bild setzt, sind meist Nachtgestalten, dann aber auch solche zwischen Tag und Traum. Bei den späteren alpinen Landschaftsbildern wird der solare Hintergrund besonders deutlich. Zuweilen bleiben die Bilder in unentschiedener Schwebe: Zeigen sie Tages- , zeigen sie Nachtlandschaften? Vergleichbares ließe sich vielleicht zu den Bildern Wassily Kandinskys sagen (1866), wiewohl weitgehend ungegenständlich, auch er Yang-lunar bestimmt (oder auch gestimmt). Eine wenig Bekannte, gleichwohl hier zu Recht eingebunden: Christabel Pankhurst (1880), eine der einflussreichsten britischen Suffragetten ihrer Zeit. Auch hier sehen wir das Solare im Lunaren, ein klarer Hinweis auf das damals eingeforderte, erst nach langen Jahrzehnten mehr oder weniger erlangte Selbstbestimmungsrecht der Frauen.
Venus-Regentschaft: Bismarck, stigmatisiert durch das Etikett „Blut und Boden“. Doch jenseits der Einigungskriege zeigte sich der eiserne Kanzler schon wenige Jahre später von einer anderen Seite. Geboren wurde er 1815, also unter dem Einfluss des Jahresregenten der Stier-Venus. In den Jahren der Reichsgründung zeigte sich Bismarck besorgt um den inneren Zusammenhalt des Landes. Es folgte die europaweit erste Sozialgesetzgebung. Auch außenpolitisch ging es dem Kanzler um Sicherung, konkret um die Einbindung des eben gegründeten Reiches in die prekäre Mächtebalance des Kontinents – gemeint ist das Bismarcksche Bündnissystem. Der Reichskanzler hatte, deutlich genug, die Venus am MC. – Auf andere Weise gelangte die Stier-Venus bei Ernest Hemingway (1899) zur Geltung. Diese Venus meidet das Abstrakte, sucht das konkret Gegebene, das substantiell-sinnlich Greifbare. Dementsprechend verzichten die Short Storys Hemingways auf Reflexionen und differenzierte Analysen, selbst komplexe Metaphern finden sich kaum je. Statt dessen Sätze, welche die Dinge griffig-unverstellt beim Namen nennen. – Im Waage-Jahr 1934 wurden Sophia Loren und Brigitte Bardot geboren. Beide gelten bis heute als klassische Leinwandschönheiten, wenngleich nur wenige ihrer Filme in dauerhafter Erinnerung geblieben sind. (Nach Frickler gilt: Die Fische haben ihren „Ausklang“ in der Waage – Venus, die „Schaumgeborene“.) Die Waage ist ein Luftzeichen, die Venus-Waage kann sich daher auch äußern durch Planung und Strategie, durch den mentalen Entwurf – mal zum Guten, mal zum Bösen hin. Letzteres war der Fall bei Josef Stalin (1878), dessen eisern verwirklichte Strategie auf die grundlegende Umgestaltung der sowjetischen Gesellschaft in allen Lebensbereichen zielte. Der im gleichen Jahr geborene Staatsmann und Diplomat Gustav Stresemann dagegen plante und verwirklichte die Rückkehr des geschlagenen und gedemütigten Deutschlands in den Kreis der geachteten europäischen Staaten. 1926 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.
Mars-Regentschaft: Helmut Schmidt, ehemaliger deutscher Bundeskanzler, war ein entscheidungsfreudiger Politiker. Diplomatisches Taktieren war seine Sache nicht, manches Wort von ihm war schroff oder gar verletzend („Yes, Mr. President, sometimes Helmut can be a pain in the ass“, so tröstete ein Kollege den US-Präsidenten Jimmy Carter.) Seinen Spitznamen Schmidt-Schnauze zog er sich schon den frühen Jahren seiner Laufbahn zu. Schmidt galt als „Macher“, als jemand, der gerdae in Krisenzeiten entschieden zuzupacken wusste (so z.B. als er als er als Hamburger Senator während der Sturmflut 1962 gegen damals bestehendes Recht die Bundeswehr einsetzte, so z.B. auch in der Zeit des „deutschen Herbstes“). Ebenfalls in einem Mars-Widder-Jahr geboren sind die beiden US-Präsidenten G.W.Bush und Donald Trump, der erste umstritten wegen seiner Kriegspolitik, der andere fortgesetzter Beleidigungen wegen, drastischer Ausdrucksweisen und wegen herabsetzenden Verhaltens Frauen gegenüber.
– Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels, geboren 1897, somit war ein Skorpion-Mars als Jahresregent wirksam. Das Beispiel Goebbels belegt, dass es lohnt, der Position des Jahresregenten im Horoskop des/der Nativen nachzugehen: In welchem Haus steht der Jahresregent, in welchem Zeichen? Wie steht es mit seinen Würden? Welche Häuser bestimmt er? Welche Aspekte sind gegeben? Wie stehen Tages- und Jahresregent zueinander? Nicht zuletzt: Gibt es eine mehr oder weniger direkte Beziehung zum zehnten Haus, zum MC – denn der Tagesregent hat wesentlich zu tun mit der exponierten Situation, vornehmlich mit dem Beruflichen? – Mit Blick auf Goebbels Horoskop (29.10.1897, 23:30 MEZ, Rheydt) : AC Löwe, Sonne im Skorpion im vierten Haus, MC im Widder. Der Jahresregent Mars steht stark im Skorpion-Domizil in einem Kardinalhaus, zudem in applikativer Konjunktion mit dem Geburtsherrscher Sonne, und er ist Herr über das MC. Mars ist nicht nur sehr stark, er ermöglichte Goebbels den Aufstieg in die Spitze des NS-Staates.- Auch Boris Becker (1967), Ex-Tennisstar, hat einen Skorpion-Mars als Jahresregenten. Becker galt als zäher Kämpfer, der sich oft mit Erfolg gegen drohende Niederlagen stellen konnte. Mars ist in Beckers Horoskop Regent über die Sonne, er steht erhöht im Steinbock, sieht sich zudem gestärkt durch die wechselseitige Rezeption mit Saturn. In den Ganzzeichenhäusern herrscht Mars über das Haus des Spiels, das fünfte.
Abschließend: Der Blick auf den Jahresregenten kann auch in mundanen Horoskopen hilfreich oder gar geboten sein. Der Jahresregent der USA (1776) ist ein Wassermann-Saturn. Dieser steht erhöht in der Waage und im akkuraten applikativen Quadrat zur Sonne. Bekanntlich sind die USA im Kern stark calvinistisch/puritanisch geprägt mitsamt dem dort angelegten Ethos. Das Konservative weiß sich – wenngleich in meist konfliktreicher Weise – gegen den progressiven Liberalismus zu behaupten (gerade derzeit deutlich gegeben).- Israel: Jahresregent Waage-Venus, die Venus ist AC-Regent (sofern der Waage-AC gesichert ist), und sie herrscht über die Stiersonne. Venus selbst steht im Krebs, der Mond im Löwen in Haus zehn. Das Land sieht sich seit Staatsgründung in seinem Dasein bedroht und steht vor der Aufgabe der steten Sicherung. – Die Bundesrepublik Deutschland, 1949: Jahresregent Jungfrau-Merkur. Dieser befindet sich im Domizil (Zwillinge) und ist Regent über die Sonne. In den Ganzzeichenhäusern steht er im sechsten Haus, ein unzweideutiger Hinweis auf die Bereiche der sozialen Fürsorge, auch auf die das Land kennzeichnenden Sicherungsängste. Merkur ist stationär an der Schwelle zur Rückläufigkeit, wohl Ausdruck konzentrierter Aufmerksamkeit, damit verbunden ist auch die Wechselhaftigkeit der Gefühle des Volkes, die eigene Versorgung und Umsorgung betreffend: ME=MO/PL (direkte Halbsumme).